Ovids Metamorphosen
in Christoph Ransmayrs Roman
"Die letzte Welt"

 

Fachbereichsarbeit im Unterrichtsgegenstand Deutsch

 

 

 

 

 

Vorwort

 

Seit langer Zeit hat mich die klassische Mythologie in ihren Bann gezogen. Durch mein großes Interesse ließ ich mich zum Lesen der Metamorphosen Ovids animieren, gleich auch mit dem Hintergedanken, dass diese 15 Bücher eine wichtige Grundlage für die Entstehung von Christoph Ransmayrs Roman Die letzte Welt waren und dass ich mich in dieser Arbeit mit den Parallelen, die zwischen den Werken existieren, genauer auseinander setzen wollte. Einer der faszinierendsten Gründe für das Lesen der Metamorphosen war die Tatsache, dass dieses Werk die literarische Nachwelt so nachhaltig zu beeinflussen wusste.

Meiner Meinung nach habe ich in dieser Arbeit mit meinen Bemühungen nicht ganz das erbracht, was ich mir vorgestellt hatte, allerdings ist man auch selten mit sich selbst zufrieden. Dass es nicht unbedingt ein sehr leichtes Thema war, das ich mir da ausgesucht hatte, war mir schon zu Beginn der Arbeit bewusst. Ich hatte allerdings nicht mit so vielen Komplikationen gerechnet, wie etwa mit meiner Odyssee durch die Wiener Universität auf der verzweifelten Suche nach Sekundärliteratur, die aufgrund einer geschlossenen Fachbibliothek für Germanistik erfolglos blieb. Die Anfangsschwierigkeiten mit Microsoft Word scheinen wie mir Mitschüler, die ebenfalls eine Fachbereichsarbeit in Angriff genommen hatten, bestätigten, völlig normal zu sein. Allerdings glaube ich nicht, dass dieses Monster von Computer jedem von ihnen aus unerfindlichen Gründen die halbe Arbeit in den "Papierkorb" verschoben hat, um nur ein Beispiel des Erlebten zu nennen. Hierbei möchte ich gleich jener Person danken, die meine Missgeschicke auf dem PC immer sofort auf jeden meiner Hilferufe hin ausbesserte. Im Nachhinein finde ich es tatsächlich erstaunlich, dass diese Arbeit je zu einem Ende gekommen ist.

Auf jeden Fall möchte ich hier noch meiner Schwester für ihre Bereitwilligkeit zur Unterstützung danken. Mein besonderer Dank gilt vor allem auch meiner Betreuerin Prof. Mag. Steiner für ihre endlose Geduld.

 

Sonja Wolfartsberger

 

 

 


 

 

 

 



1.              
Einleitung

Es ist ein über 2000 Jahre alter Stoff, der Ransmayr zur Entstehung seines Romans Die letzte Welt inspiriert hat. Schon vor Ransmayr haben sich einige der größten deutschen Schriftsteller des Prinzips der Metamorphose bedient - man denke nur an Goethes Faust II oder Kafkas Verwandlung. Mit Recht scheint daher Wendelin Schmidt-Dengler zu sagen, "daß kaum ein anderes Werk so in der Kulturgeschichte verankert ist - neben der Bibel - wie dieses."[1]

Umso interessanter ist es daher, dass sich die Faszination dieses Werkes nicht in ein bestimmtes literarisches Genre fassen lässt.

 

Es ist alles und doch nicht alles: Es ist ein Epos und ein Lehrgedicht, es ist kohärent konzipiert und zerfällt doch in unzählige Teile, es ist ein Schöpfungsbericht und mündet in die reale Geschichte Roms, es ist teleologisch auf die Zeit des Augustus hin konzipiert und läßt doch keinen Plan erkennen, der dies auch durchgehend begründete.[2]

 

Aus diesem Werk Ovids entstand nun ein neues, das sich auf den alten Stoff stützt, nämlich der Roman Die letzte Welt. Kein Geringerer als Salman Rushdie lobte Ransmayr für sein Werk und bezeichnete ihn als einen "vorzüglichen Romancier", zugleich betonte dieser allerdings auch, dass er auf der Basis eines viel größeren literarischen Werkes stünde, auf den Metamorphosen Ovids. "Zu viel ist von der Kraft dieses Werks entlehnt; [...]."[3] Schmidt-Dengler sieht dies ähnlich, auch wenn er Ransmayr daraus keinen Vorwurf zu machen scheint: "Er [Ransmayr] parasitiert - und ich verstehe das nicht negativ - auf den Metamorphosen Ovids."[4]

Den außergewöhnlichen Erfolg seines Romans verdankt Ransmayr somit zumindest teilweise dem antiken Original.

In dieser Fachbereichsarbeit möchte ich nun versuchen, die Parallelen zwischen den beiden bereits genannten Werken zu zeigen. Da die Metamorphosen in der Letzten Welt sehr deutlich ihre Spuren hinterlassen haben, oftmals sogar in kleinsten, für die eigentliche Handlung des Romans unwichtigen Details, ist es allerdings nicht möglich, wirklich jede Stelle, an der Ransmayr etwas aus seiner Vorlage übernommen hat, aufzuzeigen.

Es ist außerdem auch fraglich, ob man je alle mythischen Gestalten, die der Autor in seinem Roman versteckt hat, wieder finden kann. Eine derart detaillierte Aufbereitung der Problematik würde den Rahmen dieser Fachbereichsarbeit mit Sicherheit sprengen, sowohl in zeitlicher Hinsicht als auch, was die zur Verfügung stehende Seitenanzahl anbelangt. Somit beschränkt sich diese Arbeit allein auf ausgewählte Beispiele, Figuren und Textstellen, die das Einwirken der Metamorphosen auf Die letzte Welt verdeutlichen sollen, und versucht ansatzweise Aufbau und Sprache der beiden Werke zu vergleichen. Besonderes Augenmerk soll auf die Veränderungen, die Ransmayr vornahm, gelegt werden. Der Autor übernahm die Figuren nicht einfach aus den Metamorphosen, sondern fügte neue Charakterzüge hinzu und ließ so die Mythologie vermischt mit der Gegenwart neu auferstehen.


 


2.              
Die Autoren

2.1.    Ovid

 Über Ovids Lebenslauf ist man sehr gut informiert, er selbst hat in seinen Tristien sein Leben für die Nachwelt festgehalten. Publius Ovidius Naso wurde am 20. März 43 v. Chr. in Sulmo (dem heutigen Sulmona in Mittelitalien) geboren. Er gehörte einer Familie aus dem Ritterstand an, studierte Rhetorik in Rom und arbeitete sich in der Ämterkarriere rasch hoch. Allerdings fühlte sich Ovid zum Dichter bestimmt und brach seine politische Laufbahn ab, um sich nur mehr der Dichtkunst zu widmen, ein Vorhaben, vor dem ihn sein Vater sehr gewarnt haben soll: "Selbst Homer hat keine Schätze hinterlassen."

Unbeirrt verfolgte Ovid weiter sein Ziel, erntete bereits mit seinem ersten Werk Amores viel Erfolg und stieg zu einem der gefeiertsten Dichter Roms auf.

Eines seiner umstrittensten Werke war die Ars amatoria, ein Lehrgedicht über die Liebeskunst. Es wird vermutet, dass dieses Werk einer der Gründe für seine spätere Verbannung nach Tomi gewesen sein könnte. Der wahre Grund für diese von Kaiser Augustus bestimmte Verbannung im Jahre 8 n. Chr. ist bis heute nicht bekannt. Möglicherweise war Ovid in eine der Affären Iulias, der Enkelin des Augustus, verwickelt, was den Herrscher dazu veranlasste, den Dichter an eine der Reichsgrenzen zu verbannen, an die Schwarzmeerküste nach Tomi (heute Constanza in Rumänien). Ovid selbst sprach in seinen Tristien davon, dass es sich um einen Irrtum, nicht um ein Verbrechen gehandelt habe[5]. Den eigentlichen Grund für seine Verbannung verschwieg er. Er erachtete es nicht für notwendig eine Erklärung abzugeben, da ohnehin jeder darüber Bescheid wisse.

Sämtliche Bitten Ovids, das Urteil aufzuheben, waren vergeblich. Ovid musste sich mit seiner Situation sowie mit seiner gefährlichen Umgebung abfinden. Seine Verbitterung über das ungerechte Urteil des Kaisers brachte er in den Tristien, seinen Klageliedern aus der Verbannung, zum Ausdruck. Auch die Epistulae ex Ponto entstanden erst am Schwarzen Meer. In beiden beklagte er sein schweres Schicksal. Um 17 n. Chr. wurde Ovid durch den Tod von seiner Einsamkeit erlöst.

Sein wohl bekanntestes Werk, und dieses soll hier auch näher behandelt werden, sind seine rund 250 Verwandlungssagen, die Metamorphosen, ein episches Sagengedicht in 15 Büchern, dessen Handlung sich von der Entstehung der Erde und der Menschheit bis hin zur Gegenwart des Autors erstreckt.

Bevor Ovid sein Hauptwerk publizieren konnte, trieb ihn des Kaisers Wort in die Verbannung, fort von seiner geliebten Heimatstadt. Zuvor verbrannte er noch seine Metamorphosen, jedoch waren bereits Abschriften in den Händen von Freunden. Wie sonst hätte die Nachwelt sich mit ihnen auch befassen können?

Zahlreiche bekannte Werke, wie zum Beispiel Goethes Faust II und Kafkas Verwandlung greifen die Thematik von Ovids Metamorphosen wieder auf. Es scheint, als habe Ovid Recht, sein „Name wird unzerstörbar sein und durch alle Jahrhunderte im Ruhm fortleben.“[6] Auch in der Moderne scheint es, als habe dieses Werk nichts von seiner Aktualität eingebüßt. So manche Künstler aus Musik und Malerei ließen sich durch das Epos inspirieren. Picasso haben die Metamorphosen zu Radierungen inspiriert, Salvador Dali zu seinem Gemälde 'Narcissus'. Benjamin Britten komponierte die Oboenstücke 'Sechs Metamorphosen nach Ovid'.

Zuletzt reihte sich Christoph Ransmayr in die lange Liste jener ein, die den Stoff Ovids behandelten.

 

2.2.    Christoph Ransmayr

Geboren wurde der aus Wels stammende Autor am 20. März 1954. Nach der Matura begann er 1972 sein Studium der Philosophie und Ethnologie in Wien. Von 1978 bis 1982 war Ransmayr Kulturredakteur der Wiener Monatszeitschrift Extrablatt sowie freier Mitarbeiter verschiedener bundesdeutscher Zeitschriften (TransAtlantik, Merian, GEO...)

Seit 1982 arbeitet er als freier Schriftsteller, er lebt in Irland und in Wien. 1982 veröffentlichte Ransmayr sein erstes Werk Strahlender Untergang. Zwei Jahre später erschien sein Roman Die Schrecken des Eises und der Finsternis, eine Rekonstruktion einer österreichisch-ungarischen Nordpolexpedition in der Zeit von 1872 bis 1874.

1986 erhielt Ransmayr den Literaturpreis des Bundesverbandes der deutschen Industrie sowie ein Elias-Canetti-Stipendium der Stadt Wien bis 1988. Nach dreijähriger Arbeit erschien sein drittes Werk, Die letzte Welt, 1988. Dieser Roman wurde ein großer, international viel beachteter Erfolg und in 26 Sprachen übersetzt. Die Zeit bezeichnete ihn als „einen der schönsten Romane der Gegenwartsliteratur“[7]. Der Roman wurde für seine stilistische Eleganz und seine poetische Sprache gelobt und 1989 mit dem Anton-Wildgans-Preis der Österreichischen Industrie ausgezeichnet.

Nach der Veröffentlichung der Letzten Welt unternahm Ransmayr zahlreiche Reisen. In einem Gespräch mit Volker Hage im Jahr 1991 in Hamburg erwähnte der Autor, dass er keine  Ambition habe,

 

so schnell in irgendeine Art von Öffentlichkeit zurückzukehren. Es gibt doch keinen größeren Luxus, als Zeit zu haben und mit einer Arbeit auch über Jahre hinweg allein zu sein. [8]

 

Erst sieben Jahre nach der Veröffentlichung der Letzten Welt erschien sein Roman Morbus Kitahara. 1997 wurde Der Weg nach Surabaya veröffentlicht.

Wie kam es nun dazu, dass sich Ransmayr den Metamorphosen zuwandte? Der Auslöser war ein Übersetzungsauftrag. Hans Magnus Enzensberger bat Ransmayr darum, eine Prosafassung der Metamorphosen Ovids für Die Andere Bibliothek anzufertigen. Nach einer ersten Auseinandersetzung mit den alten Verwandlungsgeschichten erkannte der Autor einige Figuren der Metamorphosen in seiner Umwelt wieder. Im Mostviertel, zum Beispiel, entdeckte er eine der Weberin Arachne gleichende Frau, die sich eine Welt aus Teppichen errichtet hatte.

Von da an gelang Ransmayr sein Ziel nicht mehr, nur eine Übersetzung zu verfassen. Es entstand ein Roman, in dem der Autor Ovids Verwandlungen mit seinen Phantasien vermischte, „eine Verschmelzung aus der Welt des Römischen Reiches und der heutigen Welt.“[9]

Während die Metamorphosen einen Zeitraum von der Entstehung der Welt bis hin zu Ovids Gegenwart umfassen, enthält die Letzte Welt, wie Wendelin Schmidt-Dengler meint, "die Schilderung von der Epoche des Augustus bis an das Weltende."[10]


 


3.              
Die Metamorphosen in der Letzten Welt

3.1.    Grundsätzliches zu Aufbau und Sprache

Strukturell weisen die Metamorphosen und Die Letzte Welt relativ große Unterschiede auf. Ovids Werk hat in den fünfzehn Büchern keine durchgehende Handlung, der Dichter stellt vielmehr eher unabhängige, kurze Verwandlungsepisoden nebeneinander. Der Bezug zu Ovids Metamorphosen wird bei der Einteilung der Handlung der Letzten Welt in fünfzehn Kapitel offensichtlich. Anders als das Epos enthält der Roman allerdings mehrere Handlungsstränge, die mit Verwandlungsepisoden und völlig fiktiven Handlungsabschnitten zu einer durchgehenden Haupthandlung verflochten werden. Die Verwandlungsepisoden wie auch aus den Metamorphosen stammende Figuren werden an die Handlung angepasst. "Aus der spielerisch leichten, kaum greifbaren Welt des Epos sind sie meist in die bedrohliche, düstere und arme Welt von Tomi versetzt und ihr angepasst worden."[11]

Um den richtigen Ausgangspunkt für die Handlung der Letzten Welt zu finden, lässt Ransmayr Ovid nicht irgendeine Abschrift der Metamorphosen in die lodernden Flammen werfen, sondern das Original selbst.

Gleich danach verschwindet Naso, wie der Dichter im Roman genannt wird, ans Ende der Welt, nach Tomi. So scheint das Werk für immer verloren. Doch Cotta, ein überzeugter Anhänger Nasos, macht sich auf den Weg zur Schwarzmeerküste, um den dorthin verbannten Dichter zu suchen, auch in der Hoffnung, mit "einer neuen Fassung oder einer in die Verbannung geretteten Abschrift der Metamorphoses"[12] zurückzukehren. Der historische Marcus Aurelius Cotta war vermutlich ein naher Freund Nasos, da der Dichter einige Briefe aus der Verbannung an ihn richtete. Dass Cotta eine Reise nach Tomi unternommen hat, ist historisch allerdings nicht verbürgt und entspringt der Phantasie Ransmayrs.

 

Die Letzte Welt zeichnet sich durch eine zeitlose Sprache aus, die äußerst reich an Details ist. Der Autor verwendet sehr viele Begriffe zur Beschreibung von Landschaft und Natur, wie etwa "Schroffen und Graten"[13]. Durch diese Liebe zum Detail entsteht vor dem Auge des Lesers ein Bild des Geschehens. Der Autor verfügt über eine sehr poetische Sprache, die dem modernen Leser zuerst eher ungewohnt erscheint. "Aber sein hoher Stil trifft sich mit dem hohen Stil des antiken Epos, [...], wie Epple betont.[14]

Ein Beispiel für die poetische Sprache findet sich gleich auf der ersten Seite des Romans, als der Autor von Cottas Fahrt nach Tomi berichtet:

 

Ein Orkan, das war ein Vogelschwarm hoch oben in der Nacht; ein weißer Schwarm, der rauschend näher kam und plötzlich nur noch die Krone einer ungeheuren Welle war, die auf das Schiff zusprang.[15]

 

Eine ähnliche Beschreibung lässt sich bei Ovid in den Schilderungen seiner Reise zur Schwarzmeerküste finden:

 

Wellen wie Berge bespringen den Bug und das Heck des gekrümmten

Schiffes [...].[16]

 

In beiden Textabschnitten "springen" die Wellen der wilden See auf das Schiff zu.

Auch die von Ransmayr oft verwendeten rhetorischen Figuren lassen sich bei Ovid finden. Gleich zu Beginn des Romans setzt der Autor einige rhetorische Figuren ein, wie etwa Anaphern. Genau genommen beginnt der Roman mit einer Anapher:

 

Ein Orkan, das war ein Vogelschwarm [...]. Ein Orkan, das war das Schreien [...]. Ein Orkan, das war die Reise nach Tomi.[17]

 

Diese dreimalige Wiederholung des Wortes "Orkan" soll den Leser in den Roman "hineinziehen."[18] Natürlich bleibt es nicht bei einer einzigen Anapher.

 

Tomi, das Kaff. Tomi, das Irgendwo. Tomi, die eiserne Stadt.[19]

 

 Der Beginn des Romans zeichnet sich durch eine große Dichte von Anaphern und anderen rhetorischen Figuren aus, dies verdeutlicht Ransmayrs "starken Stilwillen"[20]. Neben den häufig verwendeten Anaphern finden sich auch Alliterationen:

 

Die Gassen waren laut vom Getöse der Blechmusik und die Nächte vom Geplärr der Festgäste - Bauern, Bernsteinsucher und Schweinehirten, die aus den verstreuten Gehöften und den entlegensten Hochtälern des Gebirges gekommen waren.[21]

 

Diese Alliterationen und die "Häufung der klanglich wenig schönen Umlaute"[22] sollen die Charakterisierung Tomis als eine gleichermaßen anarchische wie archaische Stadt verdeutlichen.

Lange komplexe Satzgefüge und Ellipsen wechseln einander ab. Einfache Aussagesätze werden von Ransmayr vermieden. [23]

 

3.2.    Der Sintflutmythos bei Ovid und bei Ransmayr - ein Vergleich

Neben der fiktiven Handlung in Ransmayrs Roman existieren Passagen, die zwar verändert wurden, aber dennoch deutlich erkennen lassen, woher sie stammen: aus den Metamorphosen. Dies wird etwa bei der Beschreibung der Sintflut mehr als deutlich:

 

Jener schifft über Saaten dahin, übers Dach des versunknen

Hofes, und dieser fängt einen Fisch im Wipfel der Ulme.

Anker geworfen wird vielleicht auf grünender Wiese,

Oder es streift der geschwungene Kiel die Höhe des Weinbergs,

Und, wo eben noch Gräser genascht die zierlichen Geißen,

Dorthin betten jetzt ihre plumpen Leiber die Robben.

Unter dem Wasser bestaunen die Töchter des Nereus die Haine,

Städte und Häuser, es tummeln im Wald sich Delphine, sie stoßen

Gegen das hohe Gezweig und erschüttern mit Schlägen die Stämme.

Schwimmt zwischen Schafen der Wolf, entführt die Woge die fahlen

Löwen, die Woge die Tiger; nichts frommt dem Eber der Hauer

Blitzkraft, nichts dem treibenden Hirsch die Schnelle der Schenkel.

Und, der schweifend lange nach Erde gesucht, die zum Sitz ihm

Diene, der Vogel sinkt ins Meer mit ermatteten Schwingen.[24]

 

Bei Ransmayr:

Dann fielen auch die Vögel auf der vergeblichen Suche nach einem Ort der Rast erschöpft in die Wellen und sanken in Schwärmen an die Felder und Städte des Grundes hinab. In den kahlen Alleen, durch Säulengänge und Arkaden glitten Delphine dahin; auf den Dachfirsten wuchsen Seeanemonen, auf Schornsteinen Korallen. Flundern tarnten sich im Staub der Straßen. Wie zu einem Fest der Wiederkehr der Vögel, die Schwarm um Schwarm in die Tiefe sanken, wehten an den Häusern Fahnen aus Algen und Tang.[25]

 

Trotz der Tatsache, dass Ransmayr das Grundgerüst des Sintflutmythos aus den Metamorphosen von Ovid übernimmt, bleibt ihm noch genug Raum für seine Kreativität. Nicht nur der Inhalt dieser hier angeführten Textpassagen deckt sich, es gibt sogar teilweise wörtliche Übereinstimmungen. Die unter den Fluten begrabenen "Städte" existieren sowohl bei Ovid als auch bei Ransmayr. Ganz ähnlich verhält es sich mit den "Delphinen", die sich bei Ovid im "Wald tummeln", während der Autor der Letzten Welt diese Meeresbewohner "durch Säulengänge und Arkaden" gleiten lässt. Ransmayr listet, wie es für seine detaillierte Sprache typisch ist, einige Namen von Vertretern der unter Wasser lebenden Tier- und Pflanzenwelt auf.

Ovid hingegen beschäftigt das Leben beziehungsweise Sterben oberhalb des Wassers viel mehr. In seiner Textpassage erwähnt er Menschen, die sich in Boote gerettet haben, und die im Wasser umhertreibenden Landtiere. Ovid macht deutlich, dass das Wasser nicht das Element des Ebers und des Tigers ist, sondern das der Delphine und der Robben. Die ersten Zeilen klingen beinahe positiv und harmlos. Dies endet allerdings mit der Gegenüberstellung von den "zierlichen Geißen" und den "plumpen Leibern der Robben". Es drängt sich der Gedanke auf, dass das Meer mit seinen Bewohnern das erschreckende Element darstellen soll.

Ovids Textstelle endet mit der Beschreibung eines zu Tode erschöpften Vogels, der aufgrund der Sintflut keinen Rastplatz finden kann und ins Meer stürzt. Ransmayr setzt "die Vögel" an den Beginn seiner Textpassage, bildet also gleichsam eine Fortsetzung der Metamorphosen. Auf diesem Prinzip baut der gesamte Roman auf.

 

Bei Ovid wird die Sintflut durch den Gott Juppiter bestimmt, um die frevlischen Menschen des Eisernen Zeitalters zu bestrafen. Die gesamte Menschheit verschwindet unter den Fluten, nur Deukalion und Pyrrha werden verschont. Durch sie entsteht die Menschheit neu. Aus Steinen werden Menschen - ein neuer Anfang.

In der Letzten Welt liegt die Sintflut in der Zukunft, sie ist eine Weltuntergangsvision Nasos. Diese bedeutet den Untergang der Menschheit. Echo erklärt, Naso habe einen „hundertjährigen Wolkenbruch“ angekündigt „der die Erde reinwaschen werde.“[26]

 

Auch die Verwandlungen selbst haben verschiedene Bedeutungen. In den Metamorphosen werden sie von den Göttern meist als Strafe, zum Schutz oder Trost eingesetzt.

In der Letzten Welt dienen die Verwandlungen meist zur Erlösung von Menschen, die in Tomi ein geradezu grauenhaftes Dasein fristen. Es gibt keinerlei Beziehungen zwischen den Bewohnern der eisernen Stadt und sie begegnen auch Cotta mit völliger Gleichgültigkeit. Nur die Dirne Echo wird zu Cottas Verbündete und berichtet ihm von ihren Gesprächen mit Naso.

 

Wie tröstlich und menschenwürdig sei doch das Schicksal der Versteinerung gegen den ekelerregenden, stinkenden [...] Prozeß des organischen Verfalls, habe Naso gesagt; gegen diese Widerlichkeit erscheine die Versteinerung geradezu als Erlösung, als grauer Weg ins Paradies der Halden, der Kare und Wüsten.[27]

 

In der Letzten Welt werden Menschen zu Stein oder Tieren. Einige werden von Ransmayr direkt in die Handlung eingebaut. Doch nicht immer sind die Verwandlungen so eindeutig wie bei Ovid. Für den Leser bleibt es zuerst ein Rätsel, ob nun Lycaon tatsächlich der umherjagende Wolf ist, dem Cotta einige Male begegnet. Auch weiß niemand, was aus Echo geworden ist, als sie eines Tages verschwindet. Dass sie tatsächlich zum Widerhall wird, kann der Leser nur vermuten. Erst als Cotta in Trachila die von Pythagoras beschrifteten Stofffetzen liest, kann sich der Leser mehr oder weniger sicher sein, dass die beiden verwandelt wurden.[28]

Neben den tatsächlichen Verwandlungen im Roman fügt der Autor noch einige hinzu, die der Leser durch die Filme von Cyparis oder durch die Erzählungen Echos wie etwa die von Deucalion und Pyrrha erfährt.


 


4.              
Die Figuren

Um Ovids Mythenbilder in Die letzte Welt einzubinden muss Ransmayr das Umfeld der einzelnen Figuren verändern. Dadurch soll die Rolle der Verwandlung, die der Erlösung dienen soll, verdeutlicht werden. Die Verwandlungen sind im Grunde die Sehnsüchte der Verwandelten. So wird der fallsüchtige Battus von seinen Leiden erlöst, als er zu Stein wird. Die korpulente Procne wird zu einer schlanken Schwalbe.[29]

Das Prinzip der Verwandlung bleibt erhalten. Wie in Ovids Metamorphosen wird zum Beispiel Lycaon zum Wolf und Cyparis zum Baum. Auf Letzteren soll noch näher eingegangen werden. Der Weg und die Aufgaben, die die Figuren verfolgen, sind allerdings andere als in den Metamorphosen. So entsteht eine Neugestaltung dieser Figuren, in deren Hintergrund das Werk Ovids steht.

4.1.    Naso - die unauffindbare Hauptfigur[30]

Wie bereits erwähnt, dient das historisch verbürgte Schicksal Ovids als Grundlage für diesen Roman. Allerdings ist der Ovid des Romans "eine völlig fiktive Figur"[31] und wird in der Letzten Welt ausschließlich Naso - das Cognomen des historischen Ovid - genannt. Zur Verblüffung des Lesers erscheint der Protagonist nie wirklich, sondern gilt als verschwunden, wenn nicht sogar verstorben. Nur in den Rückblicken Cottas werden einige wenige Charakterzüge Nasos deutlich, wie etwa seine Ruhmbegier, sein Ehrgeiz und sein überhebliches Verhalten. Letzteres zeigt sich in dem in Trachila auf Steinsäulen eingemeißelten Text.

 

ICH HABE EIN WERK VOLLENDET

DAS DEM FEUER STANDHALTEN WIRD

UND DEM EISEN

SELBST DEM ZORN GOTTES UND

DER ALLESVERNICHTENDEN ZEIT

WANN IMMER ER WILL

MAG NUN DER TOD

DER NUR ÜBER MEINEN LEIB

GEWALT HAT

MEIN LEBEN BEENDEN

 

ABER DURCH DIESES WERK

WERDE ICH FORTDAUERN UND MICH

HOCH ÜBER DIE STERNE EMPORSCHWINGEN

UND MEIN NAME

WIRD UNZERSTÖRBAR SEIN [32].

 

Diese zuletzt zitierte Huldigung ist ein Textausschnitt, den Ransmayr von Ovid übernommen hat. Er stammt aus den Metamorphosen[33], das „Nachwort“ des Dichters.

Ransmayr selbst beschreibt seinen Naso folgendermaßen:

 

Mein Naso wird ebenso als luxussüchtiger, beifallssüchtiger Mann beschrieben, einer, der [...] verzückt dem Aufrauschen des Beifalls lauscht und dieses Rauschen als Musik empfindet [...] und sich vorstellt, daß all dieser Beifall, diese ungeheure Zustimmung ihm gilt, ihm! Aber die Wahrheit, die Größe seiner Dichtung bleibt selbst von seiner Eitelkeit [...] unberührt.[34]

 

 

4.1.1.              Die Pest auf Aegina - eine Festrede

Ein wichtiger Punkt, in dem sich die fiktive Gestalt Nasos von der historischen Figur Ovids unterscheidet, ist der Grund für die Verbannung. Ovid hätte wohl kaum wie Naso im Beisein des Augustus vor zweihunderttausend Römern eine gesellschaftskritische Rede gehalten. In dieser Rede erzählt Naso von der Pest auf Aegina, einem Mythos, der sich auch in den Metamorphosen findet. Die Rede ist in den Augen der Staatsbehörde eine einzige Beleidigung, da Naso die Huldigung des Imperators zu Beginn seiner Rede weglässt und das Volk Roms mit einem Ameisenvolk zu vergleichen scheint. Ein gesellschaftlicher Fauxpas, der nicht ohne Konsequenzen bleibt: Der Staatsapparat setzt sich in Bewegung, Erkundigungen werden eingeholt, Intrigen gesponnen und bald kursiert das Gerücht, eine gewisse Dichtung "sei nur deswegen noch immer unveröffentlicht, weil kein Drucker sich an ein Werk wagte, das dem Dichter zur Bloßstellung und Beleidigung Roms mißraten war: Metamorphoses."[35] Seine gewagte Rede kommt Naso teuer zu stehen, sein Schicksal ereilt ihn und das von Augustus selbst nie ausgesprochene, aber von den Behörden schon längst gefällte Verbannungsurteil wird besiegelt.

Wie der Sintflutmythos zeigt auch die Erzählung von der Pest auf Aegina, wie genau sich Ransmayr mit den Metamorphosen Ovids auseinander gesetzt hat. Wieder übernimmt der Autor eine Textpassage aus dem antiken Epos in abgewandelter, aber dennoch erkennbarer Form. Doch bei aller Übereinstimmung gibt es auch einen grundlegenden Unterschied: die Figur des Erzählers. Bei Ovid wird das Ereignis aus der Perspektive des Aeacus, des Königs von Aegina, geschildert.

 

Sicher ist dies: es drang auch in Seen und Quellen der Schaden;

Schlangen, tausende, krochen im unbestellten Gelände

Weit umher und verseuchten den Fluß mit dem Gift ihres Geifers.

Sterben von Hunden und Vögeln, von Schafen und Rindern, des Wildes

Ließ zuerst die Macht der jähen Krankheit erkennen.

Mitten im Werken sieht, erstaunt, der betroffene Pflüger

Stürzen die starken Stiere und sinken hin in die Furche.

[...]

Decken des Lagers, Umhüllung vermögen sie [die Kranken] nicht zu ertragen:

Bäuchlings betten sie nackten Leib auf die Erde, doch wird nicht

Kühl von dem Boden der Leib, der Boden wird heiß von dem Leibe.

[...]

Und nicht früher erlischt der Trinkenden Durst als ihr Leben.

[...]

Manche schnürten den Atem sich ab, vertrieben die Todes-

angst durch den Tod und riefen sich selbst das kommende Schicksal.[36]

 

Durch diese Ich-Erzählung kommen die Gefühle des Aeacus gegenüber dem Erlebten zum Vorschein. Sein Mitleid mit seinem gepeinigten Volk wird verdeutlicht sowie auch der Wunsch ihm in den Tod zu folgen. Im Gegensatz dazu wird die Pest auf Aegina bei Ransmayr aus der auktorialen Perspektive eines objektiven Erzählers berichtet.

Bei einem Vergleich mit der Letzten Welt lassen sich einige Übereinstimmungen finden.

Als achter Redner im Stadion

 

erhob Naso nun seine Stimme und begann die Schrecken der Pest zu beschwören, erzählte von einer Seuche, die im Saronischen Golf, auf der Insel Aegina, gewütet hatte, erzählte von der Dürre eines Sommers, in dem als erstes Zeichen des Unheils Millionen von Schlangen durch den Staub der Felder gekrochen seien und vom Gifthauch, der dem Zug der Vipern gefolgt war; von Ochsen und Pferden, die im Geschirr und vor dem Pflug plötzlich niederbrachen und verendeten, noch bevor ein Knecht sie aus dem Joch nehmen konnte, erzählte von den Bewohnern der Städte, denen der Tod in schwarzen Beulen aus dem Leib brach.[37]

 

Die Pest wird in beiden Fällen mit einer schrecklichen Dürre eingeleitet. Auch die über die trockene Ebene kriechenden "Schlangen" werden von Ransmayr übernommen, nur mit der kleinen Veränderung, dass er ihre Anzahl erhöht. Zuerst verendet das Vieh aufgrund der Seuche. Die vor den Pflug gespannten Tiere sterben während der Arbeit. Im Falle Ovids handelt es sich um Stiere, bei Ransmayr sind es Ochsen und Pferde. Auch die Gestalt des Pflügers, der die Tiere dahinscheiden sieht, bleibt in der Letzten Welt erhalten. Das nächste Opfer der Pest sind die Menschen. Das Fieber befällt die Menschen und jegliche Versuche, die Ovid beschreibt, die glühenden Körper auf dem Boden zu kühlen, bleiben erfolglos. Auch in der Letzten Welt werden die Qualen der Erkrankten geschildert.

 

[...] vergeblich versuchten die Bewohner Aeginas, ihre glühende Haut an den Felsen zu kühlen, preßten ihre Stirn gegen die Schollen und umarmten die Steine.

Aber diese Glut, sagte Naso, war nicht zu kühlen. An diesem Fieber, sagte Naso, erwärmten sich selbst die Felsen und alles Land.[38]

 

Zwar versuchen sich die Einwohner Aeginas in der Letzten Welt an Steinen zu kühlen, ihr Bemühen ist aber genauso erfolglos wie bei Ovid.

Der Durst treibt die geplagten Gestalten zum Wasser, doch es ist ihnen nicht möglich sich von diesem Durst zu befreien. "Der Durst der Pest war nur mit dem Tod zu löschen."[39] Diese Tatsache lässt sich ebenso in den Metamorphosen finden. Wie bereits vorher angeführt, spricht auch Ovid vom qualvollen Durst, der erst nach dem Ableben erlischt.

Selbstmord scheint ein Ausweg aus dieser misslichen Lage zu sein. Während in den Metamorphosen nur davon gesprochen wird, dass sich Kranke den Atem abschnüren, werden in der Letzten Welt mehrere konkrete Möglichkeiten aufgezählt, wie sich die Verseuchten das Leben nehmen. Aus Mitleid mit anderen werden sogar Morde begangen.

 

Wem bis zu dieser Stunde noch die Kraft dazu geblieben war, sagte Naso, der tötete seinen Nächsten aus Mitleid und legte dann Hand an sich, stach zu, stürzte in eine Schlinge oder die Kalkklippen hinab oder fraß als letzte Arznei Kristallscherben und Glas.[40]

 

Ransmayrs Steigerung hat den Sinn, das grausame Wüten der Seuche zu verdeutlichen. Als Aegina vor dem völligen Zusammenbruch steht, entstehen die Bürger neu. Die auf einer Eiche beheimateten arbeitswütigen Ameisen werden zu den neuen Bewohnern der Stadt. Diese Verwandlung der Ameisen in das neue Volk gestalten beide Autoren verschieden, während die Beschreibung des Niedergangs der Bewohner ziemlich ähnlich verläuft. Ransmayr passt die Verwandlungsszene an die Handlung seines Romans an.

Bei Ovid spielt der Erzähler König Aeacus, der ein Sohn des Juppiter ist, eine bedeutende Rolle: Er fordert sein Volk von seinem Vater zurück. Sollte ihm Juppiter das nicht gewähren, will er den Seinigen in den Tod folgen. In einem Traum in der darauf folgenden Nacht erscheint ihm die Eiche mit den Ameisen, die in diesem Traum menschliche Gestalt annehmen.

 

Da schien mir vor Augen zu stehn die nämliche Eiche,

Gleichviel Äste zu tragen und gleichviel Getier in den Ästen,

Schien, in der nämlichen Weise bewegt, zu erbeben, aufs Feld dort

Unter ihr auszustreun den körnerschleppenden Heerzug.

Den sah plötzlich ich wachsen und größer werden und größer,

Sah ihn vom Boden sich heben und aufrecht tragen die Rümpfe,

Sah ihn das Dürre verlieren, die Zahl der Beine, die schwarze

Farbe und sah ihn am Leib die Gestalten von Menschen gewinnen.[41]

 

Am nächsten Tag ist das verlorene Volk ersetzt.

Bei Ransmayr verläuft dies etwas anders. Erst als der letzte Mensch sein Leben verloren hat, verlassen die Ameisen die Eiche, erobern die Leichen im Kampf gegen die Fliegen und formen aus sich und den Kadavern neue Menschen. Das neue Geschlecht Aeginas ist entstanden.

 

Als auf Aegina in diesen Tagen auch die Klage des letzten Menschen verstummt war, verließen die Ameisenvölker ihre Eiche, flossen den Stamm hinab wie das Wasser eines Wolkenbruchs, verteilten sich in vielen Adern über die Leichenfelder und ergriffen dort von allen Leerräumen Besitz, [...]. In immer dichteren Scharen rannten sie dahin und schlossen sich in den Höhlungen zusammen, verdichteten sich zu neuen, zuckenden Muskeln, zu Augen, Zungen und Herzen, ja formten, wo Glieder verwest waren und fehlten, mit ihren Leibern das Fehlende nach, Arme, Beine, wurden zu Armen und Beinen und formierten sich zuletzt auch zu Gesichtszügen, zum Ausdruck und Mienenspiel; aus ihren schon verschwindenden Mäulern spieen sie dann weißen Schleim, der auf den Skulpturen ihrer Masse zu Menschenhaut erstarrte und wurden so vollends zum neuen Geschlecht von Aegina, einem Volk, das im Zeichen der Ameisen stand: [...].[42]

 

Ovid beschreibt das neue Geschlecht von Aegina als ein äußerst zähes, sparsames Volk. Ransmayr bezeichnet das neue Volk als stark. Allerdings fügt Ransmayr noch einen gesellschaftskritischen Aspekt hinzu. Einem eher unaufmerksamen Zuhörer, wie zum Beispiel der Imperator einer ist, wird diese Kritik möglicherweise entgehen, da Naso durchaus positiv klingende Worte in den Mund nimmt. Er spricht von einem zähen und wandelbaren Volk, das willenlos den Herrschern folgt und keine Fragen stellt. Bei genauerem Zuhören wird die Kritik an diesem Volk nur allzu deutlich. Es ist "beherrschbar wie kein anderes Geschlecht."[43] Dies gilt zwar eigentlich dem Volk Aeginas, allerdings trifft diese Aussage auch auf das viel zu gefügige und willenlose Volk Roms zu. Wie die Eiche der Verwandlungsort für die Ameisen war, so soll auch das neue Stadion ein Verwandlungsort für das römische Volk sein und aus ihm ein "neues" Volk werden. Die Rede Nasos ist ein verzweifelter Versuch die Bevölkerung Roms aus ihrem Trott aufzuwecken, doch das Publikum antwortet ihm mit dem selben erzwungenen Beifall wie allen anderen Rednern, denn "Begeisterung war Vorschrift"[44].

Mit dieser Rede hat Naso nichts erreicht, außer sein Verbannungsurteil.

 

4.1.2.              Abschied von Rom

"Es war Nasos letzter Tag in Rom,"[45] heißt es in der Letzten Welt. Und an diesem werden die Pforten seines Hauses für die Trauernden geöffnet, nicht nur für Freunde und Verwandte, sondern auch für Fremde und Neugierige. Über diesen letzten Tag beziehungsweise die letzte Nacht in Rom berichtet Ovid selbst in seinen Tristien, er spricht vom traurigen Abschied von seinen Freunden und vor allem von seiner geliebten Frau. Im Gegensatz zu Ransmayrs Roman scheinen damals nur engste Angehörige Ovids in jenen schmerzvollen Abschiedsstunden bei ihm gewesen zu sein. Bei Ransmayr hingegen, ist es, wie bereits vorher erwähnt, auch völlig fremden Personen gestattet, das Haus des Verbannten zu betreten. So kann sich auch Cotta, der in der Letzten Welt nicht einmal ein entfernter Freund Nasos ist, Zutritt zu Nasos Villa verschaffen.

Wie durch die Tristien überliefert, zieht Naso völlig allein an die Schwarzmeerküste, da er es, aufgrund seiner seelischen Unruhe, verabsäumt hat sich einen Begleiter zu suchen.

 

Weder hatt' ich Besinnung noch Ruhe, genug mich zu rüsten;

War doch der Geist mir erstarrt während des langen Verzugs.

Nicht mir Diener und nicht mir Begleiter zu wählen bedacht' ich ,[...].[46]

 

Auch in Ransmayrs Roman zieht Naso allein von dannen. Es ist auch nicht gestattet, ihm nachträglich zu folgen. Wer den "Delinquenten nicht vom ersten Tage an in die Verbannung begleite, der habe seine verwandtschaftliche Nähe für immer preisgegeben."[47]

 

Seiner Frau hat Ovid angeblich gegen ihren Willen verboten, ihn zu begleiten, obwohl sie mit folgenden flehenden Worten zu ihm gesprochen haben soll:

 

Trennen kann man uns nicht: laß zusammen von hinnen uns gehen!

Dir will ich folgen: verbannt sei ich mit dir als dein Weib![48]

 

Ähnlich ergeht es auch Cyane, wie Nasos Frau bei Ransmayr genannt wird. Sie ist ebenfalls eine mythologische Figur, die aus den Metamorphosen stammt. Genauer gesagt ist sie eine sizilische Nymphe, die es wagt sich dem Gott der Unterwelt in den Weg zu stellen, als er gerade Proserpina rauben will.[49] Auffallend ist sofort, dass Cyane bei Ransmayr "aus einer der großen Familien Siziliens"[50] stammt. In der Letzten Welt wird ihr die Bitte, ihren Gemahl in die Verbannung begleiten zu dürfen, von ihm selbst abgeschlagen.

 

Naso hatte seine Cyane noch am Tag des Abschieds von Rom in der Hoffnung auf eine frühe Begnadigung daran gehindert, ihn an das Schwarze Meer zu begleiten; auch mochte es ihm eine Beruhigung gewesen sein, das Haus und sein Vermögen [...] in der Obhut und Verwaltung seiner Frau zu wissen.[51]

 

Noch scheint die Hoffnung einer Begnadigung nicht erloschen. Für den Fall einer Rückkehr Ovids soll Cyane einstweilen für sein Hab und Gut sorgen. In den Tristien scheint jegliche Hoffnung bereits verschwunden. "Für alle Zeit"[52] verabschiedet Ovid sich von den Göttern. Diese andere Grundeinstellung mag daran liegen, dass Ovid schon in Tomi lebt, als er davon schreibt, während Ransmayrs Naso erst zu dem beschwerlichen Ort aufbricht.

 

Mit dem Verbannungsurteil bricht für Ovid sein Leben und seine Welt in Rom zusammen. Er wirkt fast wie ein Verstorbener, als er die Metropole verlässt. Ovid spricht in seinen Tristien selbst von einer "Totenklage"[53], die am Tag seiner Abreise durch sein Haus hallt. Zurück bleibt die bestürzte Frau und die "verwaiste Behausung"[54]. Ähnliche Aspekte lassen sich auch in der Letzten Welt aufzeigen: "Das Anwesen verkam."[55] Man kann den Eindruck gewinnen, als käme für die Villa dieses Verbannungsurteil einem Todesurteil gleich, womit sich der Verfall von Nasos Haus erklären lässt. Der ehemalige Besitzer scheint einfach nicht mehr zu existieren.

4.2.    Die Bevölkerung der eisernen Stadt

Es ist beinahe erschütternd, wie die Bevölkerung dieser Küstenstadt geschildert wird. Man könnte sie fast mit einer großen, in sich verschmolzenen Masse vergleichen. Individuelle Charakterzüge sind kaum vorhanden. Es werden nur wenige für die jeweiligen Personen sprechende Eigenarten erwähnt. Im Falle der Krämerin Fama ist dies beispielweise ihre Geschwätzigkeit, die auf die Metamorphosen verweist, bei Ovid ist sie die Göttin des Gerüchts.

Bemerkenswert aber sind wohl eher die Gemeinsamkeiten der Bewohner. Auffallend ist die Gleichgültigkeit der Bürger. Die Angelegenheiten anderer sind nur kurzfristig interessant. Völlig teilnahmslos blicken die Bürger auf die Schicksale ihrer Mitmenschen. So verhält es sich auch, als Cotta die Küste erreicht. Nur für kurze Zeit wird er als der Fremde aus Rom wahrgenommen. Schon wenige Zeit später sehen die Einwohner Tomis ihn mit den gleichen trüben Augen an wie vor seiner Ankunft und erkennen ihn schon als einen der ihren an. Ihrer gesamten Umwelt stehen sie mit diesem Desinteresse gegenüber und harren nur auf den Augenblick, in dem der Filmvorführer Cyparis wieder die Stadt betritt und mit seinen Filmen aus anderen Welten den öden Alltag vertreibt.

Vielleicht liegt der Grund für diese Sehnsucht nach der Ferne darin, dass ausnahmslos alle Bürger Tomis nur durch Zufall hier gelandet sind. Obwohl die meisten von ihnen ein völlig anderes Ziel vor Augen hatten, haben sie sich in dieser kargen Stadt angesiedelt.

 

Aus Famas Klagen erfuhr Cotta nach und nach [...] daß an der Küste Tomis alle Schicksale einander zumindest in einem Punkt glichen: Wer immer sich in den Ruinen, Höhlen und verwitterten Steinhäusern Tomis heimisch gemacht hatte, kam selbst aus der Fremde, aus dem Irgendwo.[56]

 

Die Bezeichnung 'Stadt' verdient Tomi eigentlich gar nicht. Der Leser erfährt gleich zu Beginn des Romans, als Cotta die Küste erreicht, dass von den neunzig Häusern schon viele leer stehen. Wenn sich jemand hierher verirrt hat, so nahm er eines dieser Häuser in Besitz, das sonst dem Verfall ausgeliefert gewesen wäre. Viele der Bürger wollen auch nicht hier in Tomi bleiben und sprechen davon weiterzureisen. Doch man bleibt in der eisernen Stadt

 

um dann hier wie in einer Strafkolonie zwischen Ruinen zu leben, bis man von der Zeit oder einem Zufall aus dieser Wildnis befreit wurde oder einfach verschwand wie Echo, wie Lycaon und so viele vor ihnen, die irgendwann hier aufgetaucht, eine Zeitlang in diesem Schutt gehaust hatten und wieder verschwunden waren.[57]

 

Viele Merkmale der eisernen Stadt in Ransmayrs Letzter Welt finden sich auch bei Ovid. Hier dienten allerdings nicht nur die Metamorphosen als Grundlage. Ransmayr zog, gerade für die Gestaltung Tomis, Ovids Tristien und Epistulae ex Ponto, die Briefe aus dem Exil, als Quellen für seinen Roman heran. Ovid verwandelte in seinen Metamorphosen die flache Landschaft des heutigen Rumänien in eine Gebirgslandschaft, indem er den Kaukasus dorthin verlegte.[58] Auch in der Letzten Welt existiert eine ähnliche Veränderung, denn Cotta erreicht die eiserne Stadt, noch von der hohen See schwankend, "am Fuß der Steilküste."[59]

Auch die Aufhebung des realen Zeitablaufs findet sich sowohl bei Ransmayr als auch bei Ovid. Letzterer wollte damit wohl den ihm verhassten Verbannungsort in einem noch schrecklicheren Licht darstellen, was ihm auch durchaus gelungen ist.

 

Der Schnee liegt, und damit ihn, wenn er liegt, Sonne und Regen nicht schmelzen können, macht ihn der Nordwind kalt und beständig. Daher fällt schon der nächste, wenn der erste noch nicht vergangen ist, und an vielen Stellen pflegt er zwei Jahre zu bleiben.[60]

 

Als Cotta die eiserne Stadt erreicht, bereitet man sich gerade vor, "das Ende eines zweijährigen Winters zu feiern."[61]

Wohl wichtiger ist die Schilderung der Bewohner Tomis, die bei Ransmayr und Ovid völlig identisch ist.

 

Betrachte ich die Menschen - die Menschen sind dieser Bezeichnung kaum würdig, wilder und grausamer als Wölfe sind sie.[62]

 

Der Vergleich der Menschen mit Wölfen liegt auch in der Letzten Welt ganz offensichtlich vor. In Tomi spricht Thies, der Deutsche, immer wieder einen Satz aus, welcher seine Lebenserfahrungen perfekt charakterisiert: "[...] der Mensch ist dem Menschen ein Wolf."[63]

Am deutlichsten kommt der Wolfscharakter des Menschen bei Lycaon zur Geltung, jagt er doch oft genug als Wolf die karge Steilküste entlang.

 

4.2.1.              Echo

Von all den Gestalten in der Letzten Welt, die aus den Metamorphosen stammen, ist Echo diejenige, die ihrem Vorbild aus der Mythologie am ähnlichsten ist. In den Metamorphosen wird die Nymphe Echo zuerst ihrer Geschwätzigkeit beraubt. Dies ist die Rache der Juno dafür, dass die Nymphe sie immer dann absichtlich in lange Gespräche verwickelt, wenn sich ihr Gatte Juppiter gerade mit anderen Frauen vergnügt. Als Juno dieses Geheimnis zwischen Echo und ihrem Gatten aufdeckt, straft sie die Nymphe, indem sie ihr das Sprachvermögen nimmt; Echo ist nur noch fähig die letzten gesprochenen Worte eines anderen wiederzugeben und wird zur Nymphe des Widerhalls,

 

die weder gelernt einem Anruf zu schweigen,

noch zu reden als erste, [...][64]

 

Sehr ähnlich verhält sich auch die Echo in der Letzten Welt. Ransmayrs Gestalt "stellte keine Fragen, wiederholte folgsam alle Anweisungen, [...]."[65]

Echo spricht nur, wenn schon jemand vor ihr sprach und gibt die letzten gesprochenen Worte ihres Gegenübers wieder, genauso wie es die Figur Ovids nach der Bestrafung durch Juno tut. Deutlich wird dies im Roman an mehreren Stellen, wie zum Beispiel an jener, in der Cotta Echo zum ersten Mal sieh. Er fragt

 

Wer bist du [Echo]? und als die keine Antwort gab, an Lycaon: Wer ist sie?

Jetzt hielt sich die Kniende die flache Hand vor den Mund, als wollte sie sich selbst am Sprechen hindern, Hautflocken schneiten auf ihre Brust, sie starrte Cotta an und wiederholte, wer bist du? streckte aber dann ihre Hand nach dem Seiler aus und fragte ihn im Tonfall Cottas, wer ist sie?[66]

 

Das weitere Schicksal der mythischen Echo übernimmt Ransmayr ebenfalls teilweise. Bei Ovid verschwindet die Nymphe vollkommen, aufgrund ihrer unerfüllt bleibenden Liebe zu Narcissus. Nur ihre Stimme - das Echo - bleibt sowie auch ihr Skelett, das zu Stein geworden sein soll. Auch in der Letzten Welt verschwindet die Gestalt, vermutlich in der Nacht während eines Unwetters. Im Gegensatz zu Ovid liegt allerdings kein unmittelbarer Grund für das Verschwinden vor. So sehr Cotta auch nach ihr sucht, sie ist und bleibt verschwunden. Der Leser schließt daraus, dass sich Echo, genauso wie ihr Vorbild aus der Mythologie, zum Widerhall verflüchtigt hat.

 

Aber so oft er [Cotta] ihren [Echos] Namen auch rief - von den Abstürzen, den Überhängen und lotrechten Wänden, in deren Kristallen und Schuppen aus Glimmerschiefer sich schon das Mondlicht brach, schlug nur der Widerhall seiner eigenen Stimme zurück.[67]

 

Ob auch das Skelett jener Echo aus der Letzten Welt zu Stein wird, darüber kann man spekulieren; eine Spekulation, die durchaus ihre Berechtigung hat. Der über ihre Haut wandernde Schuppenfleck scheint an Stein zu erinnern, an das Sterben des Körpers. Dies wird in folgender Szene, Cottas erster Begegnung mit Echo, deutlich.

 

Das ebenmäßige Gesicht der Knienden, die zu ihm aufsah, war über und über mit Schuppen bedeckt, mit weißen Flocken abgestorbener Haut, als hätte sie ihr Gesicht, ihre Hände in Kalk getaucht, der nun über der Anstrengung ihrer Arbeit trocknete, riß und absprang.[68]

 

Unter diesem erwähnten Schuppenfleck hat Echo schrecklich zu leiden. Allerdings nur wenn er in ihr Gesicht wandert. Verschwindet er unter den Kleidern, kommt die eigentliche Schönheit Echos zum Ausdruck.

 

Kehrten die Schuppen aber auf ihr Antlitz zurück, dann bereitete ihr oft nicht nur jede Berührung, sondern schon ein gaffender Blick einen solchen Schmerz, daß von ihr ließ und sie mied, wer sie liebte.[69]

 

Hierbei handelt es sich wohl wieder um eine Stelle, die Ransmayr von Ovid übernommen hat. Auch als Ovids Echo von Narcissus verschmäht wird, verdeckt diese "schamvoll das Antlitz und lebt von nun an in einsamen Grotten"[70]. Echos Heimat in der Letzten Welt ähnelt der von Ovids Figur. In der Letzten Welt lebt Echo in einer Ruine, eigentlich einer Höhle. Der Raum, in dem sie lebt, ist aus dem Stein geschlagen. Hier spannt sich der Bogen zu Ovids Figur. Beide Figuren bewohnen einen solch unwirtlichen Ort und leben zurückgezogen, beide sprechen nur, nachdem ein anderer gesprochen hat.

Allerdings fügt Ransmayr der Gestalt seiner Echo noch einen weiteren Aspekt hinzu, der für den Fortgang der Handlung bedeutend ist. Die menschenscheue Echo wird zunächst Nasos Verbündete und lauscht dessen Erzählungen aus den Metamorphosen. Danach wird sie Cottas Vertraute und berichtet diesem von Nasos Geschichten. In diesen Erzählungen scheint die so schweigsame Echo die Kunst der Sprache wieder perfekt zu beherrschen. Redselig wird sie allerdings erst, als Cotta sie nach Naso fragt, "nach dem Dichter aus Rom, nach einem Verbannten im Gebirge und seinem verrückten Knecht", und seinen Ohren nicht zu trauen glaubt, "als Echo beiläufig und wie selbstverständlich ja sagte, gewiß, der arme Naso sei doch bekannt bis Limyra und darüber hinaus."[71] Das Erstaunen Cottas ist verständlich, da Echo sonst nie mehr als die letzten Worte eines anderen zu wiederholen pflegte. Es scheint, "als habe es erst eines Losungswortes, erst der Erwähnung von Nasos Namen bedurft, um ihre einsilbigen Antworten in Erzählungen zu verwandeln [...]."[72]

Es ist durchaus bemerkenswert, dass gerade diese schweigsame Nymphe aus Ovids Metamorphosen bei Ransmayr zur ergiebigsten Informationsquelle Cottas bei seiner Suche nach Nasos verschollenem Werk und damit zur Schlüsselfigur des Romans wird.

 

4.2.2.              Cyparis

Streng genommen ist Cyparis kein Einwohner der eisernen Stadt. Der Grund dafür, dass er hier angeführt werden soll, liegt in seinem Auftreten, das sich rein auf Tomi beschränkt. Seine Filmvorführungen stellen für die Bewohner Tomis einen unschätzbaren Wert dar.

Zuerst sollen die Unterschiede zu Ovids Cyparissus erläutert werden, der im zehnten Buch der Metamorphosen zu finden ist. Dieser Cyparissus ist ein schöner Jüngling, dessen liebster Spielgefährte ein riesiger zahmer Hirsch ist. Als das Tier durch die Hand, besser gesagt, durch den Speerwurf des Cyparissus stirbt, wird Letzterer in eine Zypresse verwandelt um, wie er es selbst wünscht, ewig trauern zu können.[73]

In der Letzten Welt wird der Name auf Cyparis abgekürzt. Der in den Metamorphosen beständige Charakter wird fast zur Gänze abgeändert. Es entsteht ein völlig neues Bild und eine Vernetzung zu anderen Mythen. Aus dem schönen Jüngling wird ein Liliputaner, der sich als reisender Filmvorführer sein Geld verdient und einmal im Jahr auch die Stadt Tomi besucht. Alle Bürger Tomis harren seiner Ankunft, um sich mit seinen Filmen von anderen Welten den öden Alltag versüßen zu lassen.

Mit ihm zieht noch ein müder Hirsch des Weges, der Publikum anlocken soll. Welch innige Beziehung zwischen Cyparis und dem Hirsch besteht, geht aus der Letzten Welt selbst nicht hervor und wird nur demjenigen offensichtlich, der auch den Inhalt der Metamorphosen kennt.

Beide Charaktere scheinen sich hier in der Letzten Welt in ihr Gegenteil verwandelt zu haben. Aus dem schönen Jüngling wird ein Liliputaner und aus dem heiligen und starken Hirschen ein müdes und abgezehrtes Tier. Viel wichtiger ist allerdings die Tatsache, dass Cyparis der Filmvorführer seinen vierbeinigen Freund nicht tötet, somit nicht trauern muss und sich daher auch nicht verwandelt. Die eigentliche Metamorphose des Cyparissus in eine Zypresse findet keinen realen Vollzug. Ransmayr verschiebt diese Verwandlung in einen Traum der Figur. Der Grund dafür ist allerdings nicht Trauer, sondern Sehnsucht. Der Liliputaner sehnt sich nach Größe und Schlankheit.

 

Manchmal schlief er [Cyparis] während der Vorführung über solchen Sehnsüchten ein und träumte von Bäumen, von Zedern, Pappeln, Zypressen, träumte, daß er Moos auf seiner harten, rissigen Haut trug. Dann sprangen ihm an den Füßen die Nägel auf, und aus seinen krummen Beinen krochen Wurzeln, die rasch stark wurden und zäh und ihn tiefer und tiefer mit seinem Ort zu verbinden begannen. Schützend legten sich die Ringe seiner Jahre um sein Herz. Er wuchs.[74]

 

Dass Cyparis gerade von Bäumen zu träumen beginnt, ist durch die Metamorphosen festgelegt. Der Cyparissus des Ovid wird in eine Zypresse verwandelt und so ist es nicht verwunderlich, dass sich gerade diese unter den von Ransmayr oben aufgezählten Arten befindet.

Deutlich wird in diesem Traum seine Sehnsucht nach einer anderen Gestalt. Er steckt all seine Kraft in die Bewegung, in sein Dasein als umherziehender Filmvorführer. Dadurch bleibt ihm jedoch keine Energie für Größe mehr übrig. In der stationären Form eines Baumes hingegen kann er seine Kraft in das Wachstum investieren. Cyparis reicht dieser Traum zum Glücklichsein; er benötigt keine reale Verwandlung in diesen Zustand.[75] Der Dialog mit dem Traum reicht ihm völlig aus. Vor allem im Augenblick des Erwachens, wenn er noch das Knirschen der Rinde oder den sich im Wind wiegenden Wipfel zu spüren glaubt, ist "Cyparis, der Liliputaner, glücklich."[76]

 

Als der Filmvorführer in die eiserne Stadt kommt, erstaunt er die Bewohner nicht nur durch sein frühes Erscheinen - dieses Mal erreicht er die Stadt im Frühling anstatt wie sonst immer im August -, sondern auch durch seine neue Ausstattung.

 

Das Zaumzeug, habe er auf dem Jahrmarkt in Byzanz gegen drei Vorführungen eingetauscht, eine Kostbarkeit. Und dort habe ihm ein Kulissenmaler auch die Wagenplane mit dem Tod eines griechischen Jägers verziert, Actaeons Tod, eines Idioten, der sein idiotisches Ende zwischen den Fängen seiner eigenen Schweißhunde gefunden habe. Das Tiefrote hier, über den Faltenwurf der Plane Verspritzte, das Leuchtende, das sei alles Jägerblut. Und lachte.[77]

 

Hier vernetzt sich nun der Mythos des Cyparis mit dem Schicksal des Jägers Actaeon, der von Diana in einen Hirsch verwandelt wird und so von seinen eigenen Hunden angegriffen und zerfleischt wird. In der Handlung wird dieses wichtige Detail, in dem sich eine Metamorphose versteckt, verschwiegen. Die Szenerie des Todes passt perfekt zu der Grundstimmung der Letzten Welt. Wichtig für die Verbindung von Actaeon und Cyparissus ist auch die "Wandlung des Jägers zum Gejagten,"[78] wie Martin Kiel betont. Der in einen Hirsch verwandelte Actaeon wird ein Opfer seines eigenen Jagdtriebes. Ovids Cyparissus hat seinen Freund, den Hirsch, mit dem Jagdspeer durchbohrt. Eine Möglichkeit wäre, dass Cyparis durch diese Darstellung des Actaeon auf seinem Wagen sowie auch durch das Mitführen des Hirsches seinem von Ovid vorgegebenen Schicksal entfliehen kann. Kiels Spekulationen gehen noch weiter und ziehen in Betracht, dass es sich bei diesem Hirsch um den geretteten Actaeon handeln könnte.[79]

 

4.2.2.1       Cyparis und seine Filme

In den Filmen des Cyparis erweitert sich die Vernetzung einiger ovidischer Mythen mit dem Cyparis-Mythos. Auf der Schlachthausmauer des Tereus flimmern in der Anwesenheit des Cyparis die Geschichten fremder Welten. Gleich neben dem Ort des Todes, dem Schlachthaus, projiziert Cyparis das Leben und die Verwandlung.

Am ersten Filmabend zeigt er den Bewohnern Tomis das Melodrama Ceyx und Alcyone, die Geschichte zweier Liebender, die sich trennen müssen. Ceyx erleidet Schiffbruch, ertrinkt und wird dann in einen Vogel verwandelt. Als Zeichen ihrer großen Liebe wird auch Alcyone zum Vogel und die beiden sind wieder vereint.

Das Grundgerüst der Handlung bleibt bei Ransmayr größtenteils gleich. Ein Unterschied ist, dass in der Letzten Welt der Tod Ceyx' in einem Traum Alcyones vorweggenommen wird, noch bevor ihr Gatte das Schiff besteigt, während bei Ovid eine Traumgestalt Alcyone erst nachträglich vom traurigen Schicksal ihres Gatten berichtet. Doch es scheint, "als ahnte sie kommendes Unheil“[80] schon im Unterbewusstsein bevor ihr davon berichtet wird.

Die Alcyone Ransmayrs glaubt an die Rückkehr von Ceyx, auch als ihr Traum längst in Erfüllung gegangen ist. Alcyone "glaubte ihren eigenen Träumen nicht"[81], sie glaubt fest daran, dass Ceyx wieder heil die heimatliche Küste erreichen wird. Sie "nähte an einem Kleid, das sie zum Fest von Ceyx Rückkehr tragen wollte."[82] Ganz ähnlich verhält sich auch Ovids Alcyone, die noch nichts von dem schrecklichen Geschehnis weiß. Sie "wählt schon das Kleid, das sie selbst soll schmücken, wenn Er kommt,"[83].

Der verheerende Sturm auf hoher See wird völlig unterschiedlich geschildert. In den Metamorphosen stellt Ovid ein realistisches, Angst einflößendes Bild dar, eine tobende See, der das Schiff Ceyx' letztendlich unterliegen muss. In der Letzten Welt hingegen entsteht ein Bild, das Ransmayr nicht umsonst als "grandiose Lächerlichkeit"[84] bezeichnet. Es wird deutlich, dass das Unwetter nur inszeniert und das Meer nicht echt ist. Auch dass das Schiff nur so groß wie ein Spielzeug ist, bleibt den Zuschauern nicht verborgen. Wenn man an einer Küste lebt, kennt man das Meer zu gut, als dass man auf solch einen billigen Trick hereinfallen würde. Außerdem erinnert das Meer die Bewohner Tomis an ihr eigenes Leben. Dieser Film zeigt keine fremden Welten, die von dem eigenen monotonen Leben ablenken können, und so stößt er eher auf Ablehnung beim Publikum.

 

Diesem Melodrama folgen noch drei weitere Filme. Der erste dieser Trilogie zeigt die Geschichte des Untergangs der Stadt Troia sowie den Tod des troianischen Helden Hector, welcher von Achilles

 

so lange um die Mauern seiner eigenen Festung geschleift worden war, bis sein furchtbarer Tod an einer langgezogenen Meute von Hunden sichtbar wurde, die sich um die weithin verstreuten Fetzen seines Fleisches balgten. [85]

 

Dieses tragische Ende Hectors geht auf die Metamorphosen zurück. Ovid schreibt von "Hector, der rings um sein Troia geschleift ward."[86]  Daran lässt sich einmal mehr Ransmayrs genaue Recherche und seine teilweise sogar wörtliche Übereinstimmung mit der Vorlage erkennen - selbst nach zweitausend Jahren verwendet der Autor noch dasselbe Verb wie Ovid im römischen Epos.

 

Die nächste Heldengestalt aus den Metamorphosen, deren Schicksal in der Letzten Welt zur Grundlage eines Films wird, ist Hercules. Die zweite Tragödie berichtet von seinem grausamen Tod durch ein vergiftetes Hemd, welches ihm Lichas, eine Figur aus der Mythologie, die ebenfalls ihren Platz in der Letzten Welt gefunden hat, überreicht. Danach muss Hercules mit ansehen, wie dieses verzauberte Hemd mit ihm verwächst,

 

auf seinem Leib wie siedendes Öl zu brennen begann und nicht anders wieder abzustreifen war als mit dem Leben selbst.

Stöhnend, brüllend, schließlich rasend vor Schmerz riß sich dieser unbesiegbare Mensch mit dem Hemd Haut und Fleisch von den Knochen [...]. Und das Licht dieses Tages sammelte sich in sieben Teichen, zu denen das Blut und der Schweiß dieses Unglücklichen zerrannen, [...][87]

 

Dieses Ende lässt sich in einem ganz ähnlichen Wortlaut auch in den Metamorphosen wiederfinden. Dort heißt es, als Hercules verzweifelt versucht sich des todbringenden Kleidungsstücks zu entledigen:

 

Doch, wo er reißt, reißt Haut es mit, und - gräßlich zu sagen -

Haftet entweder fest trotz allem vergeblichen Zerren

Oder zerfleischt seinen Leib, legt bloß die mächtigen Knochen. [88]

 

Bei Ransmayr lassen sich viele Wörter, die auch Ovid verwendet, ausfindig machen. Ransmayr verwendet das Verb "reißen" nicht rein zufällig, sondern wohl um wieder die Verbindung zum Originaltext herzustellen. Ähnlich verhält es sich auch mit den "Knochen", die in beiden Texten erwähnt werden.

Dass sich das Tageslicht mit dem Schweiß und Blut des Helden in sieben Teichen sammelt, scheint rein Ransmayrs Phantasie entsprungen zu sein, denn davon lässt sich in den Metamorphosen nichts finden. Nach diesem grausamen Tod wird Hercules als Sternbild verewigt, eine Tatsache, die Ransmayr wieder übernimmt.

 

Das Ende des letzten Filmes, Orpheus, bleibt für die Bewohner Tomis unbekannt, da der bereits oben erwähnte Lichas, der in der Letzten Welt in der Gestalt eines Missionars auftaucht, die Fortführung des Filmes mit der Begründung, dass Karfreitag sei, verhindert. So bleibt der Ausgang der Handlung im Ungewissen und die Bewohner erleben nur die ersten Szenen des Films. Der schreckliche Tod des Orpheus aber wird ihnen vorenthalten. Verborgen bleibt ihren Augen, wie er "von in Pantherfelle und Rehdecken gehüllten Frauen gesteinigt werden sollte, gehäutet und mit Beilen und Sicheln zerstückelt, [...]."[89]

Auch hier hat sich Ransmayr strikt an die vorgegebene Handlung gehalten und nur kleine, für den Inhalt unwichtige Details verändert. In den Metamorphosen haben Orpheus' Mörderinnen "die besessene Brust mit Tierfell bedeckt".[90] Ovid schreibt nicht, um welches Tierfell es sich dabei handelt, während Ransmayr in seinem Roman dem Leser darüber Auskunft gibt. Die Attacken mit Steinen hat Ransmayr aus den Metamorphosen übernommen, jedoch, dass die Mänaden ihr Opfer häuten, lässt sich bei Ovid nicht finden. Auch dienen ihnen zur Vollendung ihrer Grausamkeit andere Werkzeuge als jene, die Ransmayr in seinem Roman als Mordwaffen angibt.

 

Da lagen zerstreut umher auf dem leeren

Acker die Hacke, der schwerere Karst, langstielige Hauen.

Die errafften die Wilden, [...]

und stürzen aufs neu, des Sängers Los zu besiegeln.

Und sie ermorden ihn, [...]

Weit zerstreut seine Glieder.[91]

 

 


5.              
Schlussbemerkungen

Mit der Letzten Welt ist Ransmayr zwar nicht das gelungen, was er eigentlich zuerst vorhatte, eine Prosafassung der Metamorphosen, allerdings würde deshalb wohl niemand von einem Verlust sprechen, ganz im Gegenteil. Durch diesen Roman gewannen die mythologischen Gestalten nur noch mehr an Faszination. Ransmayr lässt die Figuren Ovids noch einmal auferstehen.

Sein Romantext legt sich um eine leere Mitte, um ein scheinbar verlorenes Werk. Dabei handelt es sich um nichts Geringeres als um die Metamorphosen selbst, die uns bekanntlich in der Realität glücklicherweise erhalten geblieben sind. Auf diesen angeblichen Verlust der Metamorphosen baut nun die Handlung der Letzten Welt auf. Aus den in Flammen aufgegangenen Verwandlungen wird die Wirklichkeit selbst und zwar in der eisernen Stadt Tomi.

 

Die Lesart, Ovid hätte die Metamorphosen vernichtet, wird suggeriert, und so findet Cotta eben dort nicht die Metamorphosen, sondern tatsächlich deren Personal vor, freilich in moderner Redaktion: Ransmayrs Die letzte Welt übernimmt von den Metamorphosen nicht nur das Personal, dessen Schicksal in Variation wiedergegeben wird, sondern vor allem das Prinzip der Metamorphose, der Verwandlung. [92]

 

Das Umfeld der Figuren und vor allem sie selbst werden der Gegenwart und der Handlung des Romans angepasst, ihre Verwandlungen bleiben allerdings gleich, wenn auch der Ablauf etwas vom Original abweicht. Nicht alle Verwandlungen treten in der Wirklichkeit des Romans auch ein, wie etwa die Metamorphose des Filmvorführers Cyparis, die sich bei Ransmayr nur im Traum vollzieht, während in den Metamorphosen die Verwandlung des Cyparissus Realität wird.

Die Verwandlungen einiger Figuren, wie etwa die des Lycaon oder die der Echo, bleiben in Schwebe, bis hin zu dem Moment, wo auch Cotta die Wahrheit erfährt und die Fetzen des Pythagoras findet, eine Dokumentation aller Verwandlungen in Tomi.

Um das Moment der Moderne noch einmal deutlich in den Roman einwirken zu lassen, verpackt Ransmayr noch einige Metamorphosen in die Filme des Cyparis, wobei ich hier gleich meine Verwunderung darüber aussprechen möchte, dass Ransmayr gerade die unbekannteste dieser Verwandlungsgeschichten am genauesten beschreibt, während die

bekannten wie das Schicksal des Hercules oder des Hector nur in wenigen Sätzen erläutert werden. Vermutlich gerade deswegen, weil die Letzteren bekannter sind und weit über die Metamorphosen hinausreichen.

Das Finale der Letzten Welt kündigt das Ende der Welt an, ein nahe liegender Schluss, allein bei der Betrachtung des Romantitels. In gewissem Sinne scheint Die letzte Welt eine nochmalige Vollendung der Metamorphosen zu sein. Ransmayr erzählt die Geschichte zu Ende und baut dabei auf dem Grundgerüst des ovidischen Epos auf. "So wie Ovid die Geschichte von den Anfängen bis zur Zeit des Augustus erzählt, so erzählt sie Ransmayr von diesem Punkt an bis zum Ende der Welt [...]."[93] Wie am Anfang vor der Entstehung der Welt bei Ovid das Chaos herrscht, so rückt bei Ransmayr gegen Ende des Romans die apokalyptische Vision einer menschenleeren „letzten“ Welt unabwendbar heran. Das schon kurz bevorstehende Ende greift die Anfangssituation bei Ovid wieder auf und damit schließt sich der Kreis.

 

Zuletzt bleibt nur noch der Monolog; Cotta geht ins Gebirge, und er ruft seinen Namen in die tote Natur und ruft "hier!", "wenn ihn der Widerhall des Schreies erreichte; denn was so gebrochen und so vertraut von den Wänden zurückschlug, war sein eigener Name." Was übrig bleibt, ist das Echo [...].[94]

 

 

 

 

 

Ich erkläre, dass ich die Fachbereichsarbeit ohne fremde Hilfe verfasst und dazu nur die angegebene Literatur verwendet habe. Außerdem habe ich die Arbeit einer Korrektur unterzogen und Tippfehler ausgebessert.

 

 

                        Datum: 9.3.2001                                                                             Unterschrift: Sonja Wolfartsberger

 

 

 

 


 


6.              
Literaturverzeichnis

6.1.    Primärliteratur:

Ovid: Metamorphosen. München, Deutscher Taschenbuch Verlag, 1997.

 

Ovid: Briefe aus der Verbannung. Tristia. Epistulae ex Ponto. München, Zürich, Artemis und Winkler, 1995.

 

Ransmayr, Christoph: Die letzte Welt. Frankfurt am Main, Fischer Taschenbuch Verlag, 1998.

 

6.2.    Sekundärliteratur:

Bockelmann, Eske: Christoph Ransmayr. - In: Kritisches Lexikon zur deutschsprachigen Gegenwartsliterastur.

 

Epple, Thomas: Christoph Ransmayr, Die letzte Welt; Interpretation. München, Oldenbourg, 1992 (= Oldenbourg Interpretationen; Bd. 59).

 

Esterházy, Péter: Ein feines Werk, ein Glückspilz. - In: Wittstock, Uwe: Die Erfindung der Welt. Zum Werk von Christoph Ransmayr. Frankfurt am Main, Fischer Taschenbuch Verlag, 1997, S. 21 - 23.

 

Hage, Volker: »...eine Art Museum lichter Momente«. Gespräch mit Volker Hage über Die letzte Welt (Hamburg 1991). - In: Wittstock, Uwe: Die Erfindung der Welt. Zum Werk von Christoph Ransmayr. Frankfurt am Main, Fischer Taschenbuch Verlag, 1997, S. 205 - 212.

 

Hage, Volker: Mein Name sei Ovid. Anmerkungen zu Christoph Ransmayrs Die letzte Welt. - In: Wittstock, Uwe: Die Erfindung der Welt. Zum Werk von Christoph Ransmayr. Frankfurt am Main, Fischer Taschenbuch Verlag, 1997, S. 92 - 99.

 

Hansen, Erik Fosnes: Die Welt im Grenzgebiet. - In: Wittstock, Uwe: Die Erfindung der Welt. Zum Werk von Christoph Ransmayr. Frankfurt am Main, Fischer Taschenbuch Verlag, 1997, S. 18 - 20.

 

Kiel, Martin: Nexus; postmoderne Mythenbilder; Vexierbilder zwischen Spiel und Erkenntnis; mit einem Kommentar zu Christoph Ransmayrs „Die letzte Welt“. Frankfurt am Main, Peter Lang, 1996 (Europäische Hochschulschriften: Reihe 1, Deutsche Sprache und Literatur; Bd. 1566).

 

Kindlers neues Literaturlexikon. Hrsg. v. Walter Jens, Bd. 12, München, Kindler, 1991, S. 837 - 847.

 

Kroh, Paul: Lexikon der antiken Autoren. Stuttgart, Kröner, 1972.

 

Manganelli, Giorgio: Der Dichter Ovid, ein unsichtbarer Schatten. - In: Wittstock, Uwe: Die Erfindung der Welt. Zum Werk von Christoph Ransmayr. Frankfurt am Main, Fischer Taschenbuch Verlag, 1997, S. 11 - 13.

 

Märtin, Ralf-Peter: Ransmayrs Rom. Der Poet als Historiker. - In: Wittstock, Uwe: Die Erfindung der Welt. Zum Werk von Christoph Ransmayr. Frankfurt am Main, Fischer Taschenbuch Verlag, 1997, S. 113 - 119.

 

Rushdie, Salman: Der Künstler, zermalmt von den Mythen eines Tyrannen. - In: Wittstock, Uwe: Die Erfindung der Welt. Zum Werk von Christoph Ransmayr. Frankfurt am Main, Fischer Taschenbuch Verlag, 1997, S. 14 - 17.

 

Schmidt-Dengler, Wendelin: »Keinem bleibt seine Gestalt«. Christoph Ransmayrs Roman Die letzte Welt.- In: Wittstock, Uwe: Die Erfindung der Welt. Zum Werk von Christoph Ransmayr. Frankfurt am Main, Fischer Taschenbuch Verlag, 1997, 100 - 112.

 

Schmidt-Dengler, Wendelin: Literatur in Österreich nach 1990. Skriptum zur Vorlesung, WS 2000/2001.

 

Schmidt-Dengler, Wendelin: Metamorphosen in der deutschen Literatur. Skriptum zur Vorlesung, WS 1988/89.

 

Wiesner, Harald: Eine Flaschenpost aus der Antike. - In: Der Spiegel, 12. September 1988.



[1] Schmidt-Dengler: Literatur in Österreich nach 1990, S. 79.

[2] Ebd.

[3] Rushdie: Der Künstler, zermalmt von den Mythen eines Tyrannen. - In: Wittstock: Die Erfindung der Welt. S. 16.

[4] Schmidt-Dengler: Literatur in Österreich nach 1990, S. 78.

[5] Vgl. Tristien IV, 10, 90.

[6] Publius Ovidius Naso: Met. XV, 876ff.

[7] Klappentext, Die letzte Welt.

[8] Hage: »...eine Art Museum lichter Momente«. Gespräch mit Volker Hage über Die letzte Welt (Hamburg 1991). - In: Wittstock: Die Erfindung der Welt, S. 205.

[9] Hansen: Die Welt im Grenzgebiet. - In: Wittstock: Die Erfindung der Welt, S. 18.

[10] Schmidt-Dengler: »Keinem bleibt seine Gestalt«. Christoph Ransmayrs Roman Die letzte Welt. - In: Wittstock: Die Erfindung der Welt, S. 109

[11] Epple: Oldenbourg Interpretationen: Die letzte Welt, S. 87.

[12] Ransmayr : Die letzte Welt, S. 147.

[13] Ebd. S. 10.

[14] Epple: Oldenbourg Interpretationen: Die letzte Welt, S. 88.

[15] Ransmayr: Die letzte Welt, S. 7.

[16] Ovid: Tristien, I, 4, 7f.

[17] Ransmayr: Die letzte Welt, S. 7f.

[18] Epple: Oldenbourg Interpretationen: Die letzte Welt, S. 80.

[19] Ransmayr: Die letzte Welt, S. 9.

[20] Epple: Oldenbourg Interpretationen: Die letzte Welt, S. 81.

[21] Ransmayr: Die letzte Welt, S. 9.

[22] Epple: Oldenbourg Interpretationen: Die letzte Welt, S. 81.

[23] Vgl. ebd. S. 82.

[24] Ovid: Met. I, 295-308.

[25] Ransmayr: Die letzte Welt, S. 163f.

[26] Ransmayr: Die letzte Welt, S.162.

[27] Ebd. S. 158.

[28] Vgl. ebd. 285.

[29] Vgl. Epple: S. 53.

[30] Ebd. S. 25.

[31] Ebd.

[32] Ransmayr: Die letzte Welt, S. 50f.

[33] Vgl. Ovid: Met. XV, 871ff.

[34] Hage: »...eine Art Museum lichter Momente«. Gespräch mit Volker Hage über Die letzte Welt (Hamburg 1991). - In: Wittstock: Die Erfindung der Welt, S. 210.

[35] Ransmayr: Die letzte Welt, S. 68.

[36] Ovid: Met. VII, 533-605.

[37] Ransmayr: Die letzte Welt, S. 61.

[38] Ebd. S. 62.

[39] Ebd.

[40] Ebd.

[41] Ovid: Met.: VII, 635-642.

[42] Ransmayr: Die letzte Welt, S. 63f.

[43] Ebd. S. 64

[44] Ebd. S. 66.

[45] Ebd. S. 18.

[46] Ovid: Tristien, I, 3, 7-9.

[47] Ransmayr: Die letzte Welt, S. 131.

[48]  Ovid: Tristien, I, 3, 81f.

[49] Vgl. Ovid: Met. V, 411ff.

[50] Ransmayr: Die letzte Welt, S.130.

[51] Ebd. S. 131f.

[52] Ovid: Tristien, I, 3, 34.

[53] Ovid: Tristien, I, 3, 22.

[54] Ebd. I, 3, 95.

[55] Ransmayr: Die letzte Welt, S. 132.

[56] Ebd. S. 256.

[57] Ebd.

[58] vgl. Met. VIII, 799f.

[59] Ransmayr: Die letzte Welt, S. 8.

[60] Ovid: Tristien, I, 10, 8f. Zitiert nach Epple, S. 130.

[61] Ransmayr: Die letzte Welt, S. 9.

[62] Ovid: Tristien V, 7b, 42ff. Zitiert nach Epple, S. 85.

[63] Ransmayr: Die letzte Welt, S. 266.

[64] Ovid: Met. III, 357f.

[65] Ransmayr: Die letzte Welt, S. 104.

[66] Ransmayr: Die letzte Welt, S. 100.

[67] Ebd. S. 177.

[68] Ebd. S. 99.

[69] Ebd. S. 102.

[70] Ovid: Met. III, 394.

[71] Ransmayr: Die letzte Welt, S. 116.

[72] Ebd.

[73] Vgl. Ovid: Met. X, 106-142.

[74] Ransmayr: Die letzte Welt, S. 25.

[75] Vgl. Kiel: Nexus. Postmoderne Mythenbilder - Vexierbilder zwischen Spiel und Erkenntnis, S. 222.

[76] Ransmayr: Die letzte Welt, S. 25.

[77] Ebd. S. 23.

[78] Kiel: Nexus. Postmoderne Mythenbilder - Vexierbilder zwischen Spiel und Erkenntnis, S. 220.

[79] Ebd. S. 221.

[80] Ovid: Met. XI, 457.

[81] Ransmayr: Die letzte Welt, S. 35.

[82] Ebd.

[83] Ovid: Met. XI, 575.

[84] Ransmayr: Die letzte Welt, S. 32.

 

[85] Ransmayr: Die letzte Welt, S. 107.

[86] Ovid: Met.: XII, 591.

[87] Ransmayr: Die letzte Welt, S. 108.

[88] Ovid: Met.: IX, 167ff.

[89] Ransmayr: Die letzte Welt, S. 108.

[90] Ovid: Met.: XI, 3f.

[91] Ebd.: 35-50.

[92] Schmidt-Dengler: Literatur in Österreich nach 1990, S. 30.

[93] Ebd. S. 80.

[94] Ebd. S. 34.

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